Irrlichter
Unter den Irrlichtern versteht das Volk geisterhafte Wesen, meistens arme
Seelen, welche der Erlösung harren. Sie sind im Kleinen, was die feurigen
Männer im Großen. Sie zeigen sich vorzüglich an sumpfigen Stellen,
in Wiesen, welche an oder in Wäldern sich hinziehen, an Wassern, be-
sonders kleinen Bächen; bald hart am Boden, bald über demselben, als
Flämmchen, wie von einem Spanlichte, aber bläulich von Farbe.
(SSO 2, 98)
Einer von Breitenwün bei Velburg ging nachts ziemlich angetrunken
vom Jahrmarkte heim. Auf dem Wege hüpften Lichtlein vor ihm
einher, und besonders drei hielten sich ganz in seiner Nähe und um-
tanzten ihn, weshalb er ihnen zurief: „Wenn ihr mir leuchtet, daß ich
heimfinde, bekommt jedes einen Taler.“ Freudiger hüpften die Lichter
vor ihm her, bis der Mann an seinem Dorfe war. Da sagte er: „So, jetzt
könnt ihr wieder heim, ich brauche euch nicht mehr.“ – Die Lichtlein
aber gingen nicht heim, sondern stets vor ihm her, bis zum Hause und
von da in die Stube, und leuchteten dem Bauern in das Bett und leuch-
teten so lange, bis er einschlief. Und so geschah es jede Nacht, und wie
es dunkelte, waren sie um ihn. Nun baute er eine Kapelle am Dorfe
und stiftete ein ewiges Licht. So wie dieses das erste Mal brannte, ließen
sich die Lichtlein nicht mehr sehen. – Das Kapellchen steht heutzutage
noch, aber das ewige Licht ist ausgegangen.
Quelle: Sagen und Märchen aus der Oberpfalz
