Der törichte Friedl
Eine Prinzessin war krank. Ihr, hieß es, würden Feigen und Paradiesäpfel helfen. Es waren aber solche nirgends zu haben, und da hieß es, wer ihr diese brächte, bekomme Sie zur Frau.
Das hörten zwei Brüder, ein geschickter und ein törichter. Der Kluge nahm Feigen und Paradiesäpfel und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm ein kleines Männlein, das sagte zu ihm: "Was hast du in deinem Ranzen, gib mir davon." "Tut mir leid", sagte der Bursche, "hab nur Roßzwifel im Ranzen." "Sollst Roßzwifl haben!" rief das Männlein und verschwand.
Als der Gescheite ins Schloss kam und seinen Ranzen auspackte, waren anstatt Feigen und Paradiesäpfel stinkende Roßzwifel darin. Dafür wurde er zum Dank ausgepeitscht und davongejagt. Mit hängendem Ohr kam er heim.
Da dachte sich der törichte Friedl: halt, ich will's auch probieren! Er packte sich das Ränzlein voll mit Feigen und Paradiesäpfeln und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm das nämliche kleine graue Männlein, das ihn auch fragte, was er hätte und davon verlangte. "Sollst was davon haben", sprach er, gab dem grauen Männlein und ging weiter. "Halt amal!" rief ihm dieses nach, "da hast du ein Pfeifferl, pfeif damit sooft du es brauchst, das hilft dir."
Als der Törichte auch ins Schloss kam, hatte er richtig die Feigen und Paradiesäpfel dabei. Die Prinzessin aß davon und wurde auf der Stelle gesund.
Weil er aber gar so dumm war, wollte sie ihn nicht zum Manne. Er sollte aber drei Dinge tun und danach König werden. Zuerst sollte er des Königs wilde Hasen hüten und keinen verlieren. Man zählte ihm die Hasenherde vor und trieb sie hinauf. Da flogen die wilden Hasen auseinander nach links und rechts wie ein Windspiel. Er zog sein Pfeifferl hervor und pfiff und die Hasen kehrten um, machten Männlein und zogen hinter ihm einher wie Schafe. Weil er aber bettelarm war, wollten ihm einige viel Geld geben für einen einzigen Hasen, er wies sie ab, denn hätte er nur einen einzigen Hasen verkauft, hätte er sein Spiel verloren.
Zum zweiten kam ein Kriegsheer vor das Schloss, um es zu stürmen und einzunehmen. Da sagte der König zum törichten Friedl: "Sieh, dass du uns rettest!" Der Friedl schlich sich durch die Reihen des Feindes aus dem Schloss, lief in den Wald und pfiff in die Bäume hinein. Da wurden die Bäume zu Soldaten. Er ritt an ihrer Spitze in das Feld und kommandierte und schlug den Feind in die Flucht. Da galt der törichte Friedl schon mehr und er durfte mit der Prinzessin spazieren gehen. Einmal ging er mit ihr und dem König am Meer wieder spazieren, und als sie heimkamen, weinte die Prinzessin, denn sie hatte ihren kostbarsten Ring im Meer verloren. Es geschah aber alles nur, dass sie den ungeliebten Friedl vom Hals bringe. Der König verlangte von ihm, den Ring zu holen, der sein Königreich wert sei. Friedl ging zum Meer und pfiff mit seinem Pfeifferl. Die Wellen teilten sich, ein großer Fisch kam ans Land und spie den Ring aus. Friedl steckte den Ring an den Finger, ging zum König und sprach: "Schönen dank, Herr König! Ich habe die drei Dinge getan, und weil ich euer Königreich am Finger habe, kriege ich überall eine Prinzessin zur Frau."
Da war der König am Ende noch froh, dass der Friedl blieb und die Prinzessin nahm.
Quelle: Schönwerth